Traditionell stellt die Fachschaft Chemie in der Uni Konstanz zur Weihnachtszeit
einen Weihnachtsbaum mit vielen bunten Lichtern auf. Dieser Kunststoffbaum war
ab Werk mit einem Soundmodul ausgestattet, welches synthetisch erzeugte Weihnachtslieder abspielen
konnnte und nach dem Abspielen aller Lieder wieder von vorne anfing. Leider erfreuen
sich nicht alle Passanten an dieser Berieselung, so wurde der Baum häufig ausgesteckt,
worauf nicht nur die Lichter ausgingen, sondern auch die Musik verstummte.
soundmodul.mp3 (708k, Ausschnitt aus dem Soundmodul des alten Baums mit künstlicher Musik)
Hinzu kam, dass der Weihnachtsbaum nach Weihnachten häufig nicht weggeräumt wurde,
da sich kein Chemiker dafür zuständig fühlte. So kam es, dass er zuletzt das ganze
Jahr über bis in den Sommer hinein im Eingangsbereich des Chemiegebäudes stand und
hin und wieder Weihnachtsmusik abspielte.
Offensichtlich ganz besonders zum Leidwesen der Physiker, die immer am Baum
vorbeikamen, wenn sie in die Mensa gingen. Schließlich wurde der Baum von
den Physikern in einer nächtlichen Aktion geklaut und war nicht wieder auffindbar.
Gerüchten zufolge wurde er nachts auf dem Dach des Physikgebäudes verkehrt herum
aufgehängt und am nächsten Morgen von den Hausmeistern entsorgt, da eine wichtige
Delegation an der Uni erwartet wurde, die sich an einem falsch aufgestellten Weihnachtsbaum
mitten im Sommer möglicherweise gestört hätte.
Nach einigen Verhandlungen einigte man sich darauf, dass die Fachschaft Physik
einen neuen Weihnachtsbaum bezahlt. So wurde ein neuer Kunststoff-Weihnachtsbaum
mit 1150 Zweigen und einer Höhe von 1,80 Meter von
EuroGreens
angeschafft, der von den Physikern mit einer bunten Lichterkette ausgestattet wurde.
Leider fehlte nun noch das traditionelle Soundmodul. Also entschloss ich mich, ein
Neues zu bauen.
Das neue Soundmodul
Das neue Modul spielt nach dem Einstecken des Baums
Weihnachtsmusik. Wenn man den Stecker jedoch wieder herauszieht,
wird die Weihnachtsmusik lauter und es ertönt
ein penetranter Warnton. Bei erneutem Einstecken des Baums verstummt der Warnton,
die Musik wird wieder leiser und der Akku nachgeladen.
Dieses Konzept verhindert wirkungsvoll ein "versehentliches"
Ausstecken des Baums durch genervte Passanten.
Das Soundmodul von hinten bei geöffnetem Deckel
Das Modul besteht aus einem preisgünstigen MP3-Player und ist somit in der Lage,
neben synthetischer Musik auch "echte" Weihnachtsmusik abzuspielen. Leider haben
moderne MP3-Player die Eigenschaft, nach dem Einlegen der Batterie nicht direkt
Musik abzuspielen. So muss man bei dem hier verwendeten
Modell 2 Sekunden lang auf den STOP-Knopf drücken, dann 5 Sekunden warten, dann
zweimal kurz auf den MODE-Knopf, wieder 1 Sekunde warten und dann einmal auf den
PLAY-Knopf. Damit dies nach dem Einstecken des Baums automatisch geschieht,
enthält das Modul zusätzlich das
Relaismodul,
das die 3 Schaltaufgaben galvanisch getrennt mittels Reed-Relais vornimmt.
Desweiteren sorgt es für eine Regelung des Ladevorgangs der Akkus.
Unter dem MP3-Player ist der Lautsprecher und der Spannungsregler des MP3-Players
Desweiteren verfügt das Modul über einen Tiefentladeschutz für das Akkupack, einen Verstärker
TDA7052, zwei Lautsprecher mit je 1 Watt Musikbelastbarkeit sowie ein Warnton-Generator.
Dieser wurde erst einige Tage nach der Baumeinweihung eingebaut, da die Lautstärkeanhebung beim
Ausstecken allein nicht ausreichte. Das Audiosignal des MP3-Players wird induktiv
in den Verstärker eingekoppelt, zuschaltbare Dämpfungswiderstände verringern über
ein Relais die Lautstärke, solange der Baum ans Netz angeschlossen ist. Das Relais
setzt gleichzeitig den Warntongenerator ausser
Kraft. Steckt man den Baum aus, öffnet das Relais. Damit fällt die Dämpfung weg, der Baum
wird lauter und es ertönt der Warnton. Das Modul kann mit dem Akku einen "Stromausfall" von
5 Stunden überbrücken.
Einige Chemiker bei der Baumeinweihung Ende November 2006
Insgesamt hat das Modul in der Weihnachtszeit gut funktioniert, der Baum war
immer eingesteckt und hat Weichnachtsmusik abgespielt.
Das ist offensichtlich auch einem Reporter vom Südkurier
aufgefallen. Kurz vor Weihnachten fand ich folgenden Artikel in der Zeitung:
Artikel aus dem "Südkurier"
Hier gibt's den Schaltplan des Moduls als PDF.
Ich habe ihn von Hand gezeichnet, da es sich aufgrund der Einzelanfertigung
nicht gelohnt hätte, eine Platine dafür zu entwerfen.